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Haus Horst – Die Mauern des Niederrheins

Serie 2000 Jahr Rheydt:

Haus Horst – Die Mauern des Niederrheins

Intrigen, Macht und Familie im Rheinland des 14. Jahrhunderts

Im Jahr 1338 lässt Ritter Hermann von der Horst sein befestigtes Haus Horst errichten und trägt es dem Kölner Erzbischof Walram von Jülich als Lehen auf. Doch Geldnot, politische Intrigen und der aufbegehrende Sohn Rabodo bringen den Ritter in gefährliche Konflikte zwischen Kirche, Adel und Familie. Zwischen 1330 und 1387 entwickelt sich Haus Horst zu einem stabilen, strategisch wichtigen Rittersitz: Hermann legt die Grundstruktur als Wasserburg, Rabodo sichert die politische Stellung
gegenüber Köln und Kleve, und Margaretha vermittelt zwischen innerfamiliären
Spannungen, während Elisabeth und Wilhelm als sekundäre Akteure die Machtbalance wahren. Externe Bedrohungen durch benachbarte Herrscher und Erzbischof Walram prägen das politische Handeln. Bis 1375 wird Haus Horst zum Schauplatz von Macht, Verrat und dem Ringen um Ehre am Niederrhein, und nach Rabodos Tod 1387 bleibt die direkte Linie gesichert, während Haus Horst intakt und politisch stabil besteht.

Lage Haus Horst:
Die Burg Haus Horst lag im Gebiet des heutigen Mönchengladbach-Giesenkirchen, südwestlich des damaligen Dorfs Liedberg, das als Verwaltungssitz des Amtes Liedberg unter dem Erzbistum Köln fungierte. Die Region war von Flüssen, kleinen
Bächen und Feuchtgebieten durchzogen, was den Bau einer Wasserburg wie Haus
Horst strategisch sinnvoll machte: Wassergräben boten natürlichen Schutz, Fischteiche sicherten Nahrung, und die Lage erlaubte Kontrolle über Verkehrswege am Niederrhein.

Rheydt (Reydt), damals noch ein Dorfverbund, lag südlich von Haus Horst, etwa 3–4
Kilometer entfernt. Die Entfernung war gering genug, dass politische und wirtschaftliche Beziehungen bestanden, aber weit genug, dass Haus Horst eine eigenständige, befestigte Herrschaft darstellte. Im Norden und Westen grenzte das Gebiet an Territorien des Grafen von Kleve, wodurch Haus Horst eine Schlüsselrolle in den regionalen Machtverhältnissen innehatte.

Haus Horst selbst war ein typischer mittelalterlicher Rittersitz: Kernburg mit Wohnturm, von Wassergräben umgeben, Vorburg für wirtschaftliche Funktionen und Suburbium für Handwerker und Bedienstete. Diese Lage machte Haus Horst zu einem strategischen Vorposten zwischen Köln, Jülich und Kleve, sowohl politisch als auch militärisch.

Prolog: Das Wasser um Haus Horst

Die Dämmerung lag schwer über dem Niederrhein. Ein feuchter Nebel kroch über die Wiesen und Felder, die sich bis zum Horizont zogen, wo sich die Silhouetten der Wälder mit dem blassen Licht des Winters vermischten. Zwischen den Schleifen des Flüsschens Niers ragte ein neuer Bau aus dem feuchten Boden: das „castrum dictumdy Hurst“, das Haus Horst, von Ritter Hermann von der Horst und seiner Frau Margaretha errichtet, von Wassergräben umschlossen, die den Rittersitz wie einen
stillen Schutzring umgaben.
Hermann stand auf der hölzernen Brücke über dem äußeren Graben und ließ den Blick über die Baustelle schweifen. Männer hieben Stein und Holz, Zimmerleute richteten Balken auf, und das Klopfen der Schmiedehämmer hallte von den Erdwällen wider. Trotz der geschäftigen Tätigkeit lag eine Spannung in der Luft, die Hermann das Herz schwer machte. Die Mauern, die bald Schutz bieten sollten, waren noch jung und fragil – so wie die Bündnisse, die sein Name mit Macht und Politik knüpften.
Seit Jahren schon hatte er dem Kölner Erzbischof Walram von Jülich gegenüberstehen müssen, einem Mann, der ehrgeizig und von der Politik des Rheinlands geformt war. Walram forderte Treue und Loyalität, doch seine Forderungen waren schwer wie Blei, und Hermann spürte die Last der 200 Mark, die bald den Rittersitz an das Erzstift binden würden. Margaretha, still und entschlossen, hatte ihn wiederholt gemahnt: „Die Mauern schützen uns nicht vor jedem Gegner, Hermann. Manchmal muss man den Geist und das Wort wappnen.“ Auch zu Hause, innerhalb der Mauern, war das Gleichgewicht zerbrechlich. Rabodo, ihr Sohn, noch nicht volljährig, war hitzköpfig und ehrgeizig. Sein Wille, mehr zu
sehen als nur das Wasser um den Burggraben, brachte Konflikte hervor. „Vater, du gehst zu zaghaft vor! Wer schweigt, verliert! Wer zögert, wird getäuscht!“, rief er oft.
Hermann wusste, dass Rabodo Recht hatte, und doch fürchtete er die Folgen, die unbedachtes Handeln nach sich ziehen konnte.
Die Nachricht kam kurz darauf wie ein scharfer Windstoß: Der Erzbischof forderte die formelle Anerkennung des Hauses Horst als Offenhaus seines Amtes Liedberg. Es war ein Akt, der sowohl Sicherheit als auch Abhängigkeit brachte, und Hermann wusste, dass jede Entscheidung Gewicht hatte, nicht nur für ihn, sondern für Margaretha, Rabodo und die kommenden Generationen.

Das Wasser um Haus Horst spiegelte den ersten frostigen Morgen des Jahres 1338.
In seinen stillen Spiegelungen sah Hermann nicht nur die Mauern und Türme, sondern auch die Schatten von Macht, Geldproblemen und Intrigen, die sich bereits hinter den hohen Wällen zusammenbrauten. Niemand konnte wissen, welche Gefahren, Heimtücken und Verrätereien die kommenden Jahre bringen würden – nur dass die Mauern stark genug sein müssten, um alles zu tragen.
Und so begann die Geschichte von Haus Horst, zwischen Wassergräben und Fischteichen, zwischen Ehre und Lehen, zwischen Vater, Sohn und Erzbischof, eine Geschichte von Macht, Loyalität und den heimlichen, gefährlichen Strömungen, die das Leben am Niederrhein im 14. Jahrhundert bestimmten.

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Urkunden und archivalische Quellen

Urkunde vom 15. Januar 1338
Inhalt: Ritter Hermann von der Horst überträgt sein „castrum meum dictumdy Hurst situn prope Ledeberg“ mit Zustimmung seiner Frau Margaretha an Erzbischof Walram von Jülich für 200 Mark.
Archiv: Historisches Archiv der Stadt Mönchengladbach / Landesarchiv NRW.
Signatur: Siehe Urkundenregister Kurköln, Amts Liedberg.

Urkunde vom 24. Mai 1375
Inhalt: Rabodo von der Horst gewährt Graf Adolf I. von Kleve Öffnungsrecht für Haus Horst für 240 Goldschilde.
Archiv: Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Kleve.

Urkunde vom 21. Dezember 1399
Inhalt: Haus Horst wird zum Offenhaus von Johann II. von Loon.
Archiv: Archiv des Erzbistums Köln, Akten „Amte Liedberg“.

Sekundärliteratur (historische Analysen)

    • Heinrich Hennes, „Die Kunstdenkmäler der Stadt Mönchengladbach“ (1905)
    • Kapitel über Haus Horst, Beschreibung der Architektur, Wassergräben und wirtschaftliche Nutzung.
    • Friedrich Wilhelm Oediger, „Geschichte der Stadt Mönchengladbach“ (1897) Enthält genealogische Tabellen der Familie von der Horst und Einordnung in die regionale Politik.
    • Karl-Heinz Schmitz, „Burgen und Rittersitze im Rheinland“ (1978) Analyse der politischen Rolle von Offenhäusern, besonders im Kontext Kurkölns und Kleve.
    • Frans Hogenberg, „Belagerungen und Städteansichten des 16. Jahrhunderts“ (Stich 1585) bildliche Quellen, die die spätere Entwicklung von Haus Horst illustrieren; enthält Hinweise auf die Bauweise des 14. Jahrhunderts.
    • Walter Janssen, „Kurköln und seine Unterherrschaften“ (1962) Überblick über die Unterherrschaft Haus Horst, Lehensbeziehungen, Rechte der Bewohner.
    • Georg Dehio, „Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler“ (Rheinland 1900) architektonische und kunsthistorische Beschreibung, Bezug auf mittelalterliche Erweiterungen.

    Genealogische und lokale Quellen

      • Genealogisches Handbuch des Adels (GHdA), Adelslexikon, Band II, 1959
      • Genealogie der Familie von der Horst, Verbindungen zu Kleve, Loon, Jülich.
      • Johannes Möhring, „Rittergeschlechter des Niederrheins“ (1924)
      • Darstellung sozialer Rollen, wirtschaftliche Grundlagen und Konflikte der ritterlichen Familie.
      • Lokale Archive Mönchengladbach und Korschenbroich
      • Steuerregister, Fischereirechte, Grundbesitzlisten (1330–1375).

      Sekundärliteratur zu Zeitgeschichte und Politik

        • Wilhelm Janssen, „Das Erzbistum Köln im 14. Jahrhundert“ (1990)
        • Politische Spannungen zwischen Erzbischof Walram von Jülich, Kurköln, Kleve und regionalen Adelsfamilien.
        • Michael Toch, „Adel im Mittelalter“ (2001)
        • Gesellschaftliche und wirtschaftliche Strukturen rheinischer Rittersitze, Erbfolge und Lehenswesen.
        • Rudolf Wenskus, „Ritterburgen und Wasserburgen am Niederrhein“ (1975)
        • Analysen der Bauweise und Verteidigungsstrategien, Bezug auf Haus Horst.